Green DESY
Nachhaltigkeit
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Multitalent Gebäudebegrünung
Der DESY Campus
Seit seiner Gründung vor über 60 Jahren wird bei DESY hochexzellente und zukunftsweisende Forschung betrieben. Dabei verändert sich das rund 57 Hektar große Gelände in Hamburg-Bahrenfeld permanent. Geprägt wird das Gelände in erster Linie durch die Beschleunigeranlagen und deren Nutzung durch Wissenschaftler aus aller Welt. Der Um- und Neubau von Forschungsanlagen und Verwaltungsgebäuden führte und führt zu einer starken baulichen Verdichtung und der Versiegelung von Flächen.
Umso wichtiger ist es, der Natur wieder Raum auf dem Campus zurückzugeben. Zusammen mit der Umweltbehörde der Stadt Hamburg wird auf dem hiesigen Campus eines der größten Projekte der Hansestadt zur Gebäudebegrünung gestartet. Auf dem Forschungsgelände werden nun die Wände und das Dach des Wissenschaftsgebäudes Halle 36 aufwändig begrünt. Das sind 4.570m², fast ein halber Hektar Wiese am Gebäude.
Straßenansicht zu Beginn (links) und in einigen Jahren (rechts)
Entwurf: L+ Landschaftsarchitekten
Visualisierung: luminousfields
Halle 36
Die Begrünung ist Bestandteil des Programms „Green DESY“. Das Programm fördert die Biodiversität durch geeignetes Grünwassermanagement in Verbindung mit einer Dach- und Fassadenbegrünung. Damit leistet DESY einen Beitrag zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung und fördert die allgemeinen Arbeits- und Lebensbedingungen auf dem Campus. Green DESY fügt sich in die Gründachstrategie Hamburgs und in das RISA (RegenInfraStrukturAnpassungs)-Projekt der Behörde für Umwelt und Energie und von Hamburg Wasser ein. Es wird anteilig durch diese gefördert.
Begrünung der Halle 36 in Zahlen
- Gesamtfläche der Begrünung 4.570 m²
- Dach (extensiv): 2.660 m²
- Fassade Süd/Ost Rankseilsystem (bodengebunden) - 290 m²
- Fassade West vorgestelltes Rankgerüst - 1.380 m² (bodengebunden - 105 m) (in Boxen über Tür und Tor - 20 m)
- Fassade Nord Direktbegrünung (bodengebunden) - 240 m²
Vorzüge begrünter Gebäude
Die Vorteile einer Gebäudebegrünung liegen auf der Hand: Sie hält den Regen zurück, absorbiert Feinstaub, vermindert Schall und reduziert Stickoxide. Die Isolation der begrünten Wand selbst trägt zur Abkühlung der Stadthitze im Sommer bei. Die trockene Stadtluft wird durch die Verdunstung von Wasser der Pflanzen angenehm angefeuchtet und gekühlt. So verhilft die Begrünung zu einem gesunden Mikroklima und steigert den Wohlfühlfaktor bei den Nutzerinnen und Nutzern.
Auch für die Gebäudeinnenräume hat die grüne Hülle klimatische Vorteile. Durch die zusätzliche Masse des Substrataufbaus (dach- und fassadengebundene Begrünung) und des Blattwerks mit Luftpolstern verbessert sich der Wärmewert des Gebäudes merklich. An heißen Tagen bleibt der Innenraum kühl, im Winter hingegen wird die Warme gehalten und somit die erforderliche Heizenergie reduziert.
Zusätzlich bietet die Bepflanzung an den Fassaden und auf den Dächern vielen Insekten und Vögeln einen Lebensraum und trägt zur Biodiversität bei. Bei der Pflanzenauswahl wird auf eine vielfaltige Mischung und die Verwendung heimischer Arten geachtet. So können durch die Bepflanzung zahlreiche Brut- und Nahrungshabitate entstehen. Die Artenvielfalt der Fauna wird noch unterstützt durch voluminöse, großflächige Pflanzungen.
Die Wandbegrünungen bieten besonders Busch- und teils auch Baumbrütern Lebensraume, die in der Stadt immer weniger werden. Insekten, die in den Kletterpflanzen leben, dienen als unverzichtbare Nahrungsquelle für Vogelarten und Fledermäuse. So sind z. B. Kletterhortensien, Waldrebe, Geißblatt und Efeu beliebte Lebensräume für Käfer, Läuse und andere Insekten und somit Nahrungshabitate für Vögel.
Nicht zuletzt profitieren auch wir von einer Dach- und Fassadenbegrünung. Grüne Orte und Natur sind stark mit Entspannung und angenehmer Atmosphäre verknüpft. Gleichzeitig absorbiert die Fassadenbegrünung durch die Blattmasse einen erheblichen Anteil des Schalls und schafft so Ruhepole auf dem Campus.
Regenwasser
Mit der Begrünung wird auch eine effizientere Regenwasserbewirtschaftung umgesetzt, indem Wasserversickerungs- und Verdunstungsmöglichkeiten erhöht werden. Zukünftig soll bei DESY kein Regenwasser mehr in die Kanalisation eingeleitet werden, sondern vor Ort verdunsten oder bei der Bewässerung eingesetzt werden. Erste Anlagen zur Regenwasserrückhaltung und -versickerung, sowie ein Grünwasserring, der die einzelnen Versickerungsbecken (Teiche) miteinander verbindet, sind bereits umgesetzt. Es sind weitere Dach- und Fassadenbegrünungen vorgesehen.
Das Niederschlagswasser wird durch Gründächer weitgehend zurückgehalten, verdunstet und erst nach Sättigung der Vegetationsschicht abgeleitet. Abfließendes Oberflächenwasser wird in Teiche eingeleitet und damit das Grünwassernetz gespeist. Das Grünwassernetz dient wieder der bedarfsgerechten Fassadenbewässerung.
Wasserlaufe, Wasserflächen und deren Uferzonen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in der Stadt und haben besondere Bedeutung für den Biotopverbund. Ziel ist es, artenreiche Gewässerlebensräume und Habitate für Insekten und Vogel zu schaffen. Durch einen relativ konstanten Wasserstand und eine kontinuierliche Bewässerung entstehen stabile Wachstumsbedingungen für Pflanzen. Diese bilden später einen Lebensraum für verschiedene Tierarten.
Wissenschaftliche Begleitung
Der energieeffizienten Gebäudekühlung kommt immer größere Bedeutung zu. Für das Erreichen der klimaschutz- und energiepolitischen Ziele des Bundes kommt gemäß Klimaschutzplan 2050 auch der Gebäudeklimatisierung eine zentrale Bedeutung zu. Vor der Anwendung und Optimierung konventioneller Systeme (Kompressionskälte, Ad-/ Absorptionskälte) sollte die Anwendung alternativer Kühlkonzepte im Vordergrund stehen.
Deshalb nimmt DESY mit dem Projekt der Gebäudebegrünung an Halle 36 am Forschungsprojekt Energieeffiziente Gebäudekühlung der Technischen Universität (TU) Berlin teil. Mit der Gebäudebegrünung der Halle 36 bietet DESY ein alternatives Kühlkonzept, das hier untersucht werden soll. DESY ist einer von 11 Teilnehmern, bei denen verschiedene Arten der Gebäudekühlung verglichen werden.
Das Projekt verfolgt den Forschungsansatz, mehrere unterschiedliche Systeme in unterschiedlichen Gebäuden miteinander zu vergleichen. Dies ermöglicht eine breitere Analyse und Potenzialabschätzung. Die zu untersuchenden Gebäude sollen auch in ihrer Gesamtperformance untersucht werden. Dadurch werden insbesondere die energieeffiziente Gebäudekühlung und die weiteren Energieverbräuche der Gebäude in Zusammenhang gestellt und Komfortaspekte einbezogen.
Ein „OpenSource“-Softwaretool für die Auslegung und Berechnung von regenerativen Verfahren der Gebäudekühlung soll in dem Forschungsprojekt entwickelt werden. Nach der erfolgreichen Umsetzung der Maßnahmen werden diese evaluiert und die Systeme optimiert. Für die Betreiber und Nutzer der untersuchten Gebäude bedeutet dies die Möglichkeit einer finanziellen Entlastung durch die Senkung der Betriebskosten.
Die entwickelten Planungshilfen versetzen TGA-Planer in die Lage, energieeffiziente Kühlungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen.
Die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes werden regelmäßig auf dieser Webseite veröffentlicht.
Vogelperspektive zu Beginn (links) und in einigen Jahren (rechts)
Entwurf: L+ Landschaftsarchitekten
Visualisierung: luminousfields
Zukunftsvision
Die Begrünung von Halle 36 ist nur ein erster Schritt im Rahmen von Green DESY. Die Erfahrungen mit einer so großflächigen Begrünung werden in die weiteren Planungen auf dem Campus beider DESY-Standorte einfließen. Beide müssen vielfältigen Ansprüchen gerecht werden. Neben den technischen Notwendigkeiten spielen auch Freiraumgestaltung und Naturnähe eine Rolle. Diese Faktoren sollten unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten betrachtet werden. Regenwasserversickerung und Biodiversität sind dabei ebenso von Bedeutung wie Aufenthaltsqualität und Fahrradstellplätze.